Pressemitteilung
11. Oktober 2011

Als vor nicht einmal vier Wochen der 14jährige Jamey Rodemeyer in den Vereinigten Staaten von Amerika nach Jahren des Mobbing durch Mitschüler und andere Jugendliche aufgrund seiner sexuellen Orientierung schließlich Selbstmord beging, waren viele Menschen rund um den Globus berechtigterweise bestürzt. Auch in Deutschland berichteten Zeitungen und Fernsehsender über das tragische Schicksal des jungen Schwulen, der in seiner Verzweiflung sein Leben nicht mehr als lebenswert empfand.

Vor dem Hintergrund dieser Tragödie und anlässlich des heutigen Internationalen Coming Out Day fordert das Aktionsbündnis gegen Homophobie mutiges Handeln von Verantwortlichen insbesondere aus Politik, Bildung und Sport, damit auch die in Deutschland tagtäglich stattfindenden Diskriminierungen von jungen Menschen aufgrund ihrer wahren oder vermuteten sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität endlich ein Ende finden. Denn das Schicksal von Jamey ist leider kein trauriger Einzelfall, was eine bis zu vierfach erhöhte Selbstmordrate unter queeren Jugendlichen im Vergleich zu ihren heterosexuellen Peers deutlich vor Augen führt. Unabhängig von den gesellschaftlichen Fortschritten und der immer weiter voranschreitenden rechtlichen Gleichstellung von Lesben und Schwulen in Deutschland, hat sich die Situation für viele queere Jugendliche bisher kaum verbessert. Insbesondere in den Bildungseinrichtungen existiert in der Regel kein realer Schutz. Dabei erhalten die Opfer oftmals nicht einmal Beistand von Seiten des Lehrpersonals, obwohl glücklicherweise immer mehr Bundesländer Richtlinien erlassen, in denen das Lehrpersonal explizit zum Eingreifen in solchen Situationen verpflichtet wird. Von einer Umsetzung im Alltag spüren viele Jugendliche jedoch überhaupt nichts. Dabei wäre es an vielen Stellen so leicht, die Situation nachhaltig zu verbessern – z.B. wenn es nicht einfach unkommentiert bleiben würde, wenn „schwul“ als Schimpfwort missbraucht wird.

Wir fordern deshalb alle dazu auf, nicht wegzuschauen, wegzuhören oder tatenlos zu bleiben, wenn homophobe oder transphobe Diskriminierung im eigenen Umfeld geschieht. Wenn mehr Menschen ihr eigenes Coming Out als Anwalt für die Rechte queerer Jugendlicher hätten, dann würde sich schnell viel zum Guten wenden und Nachrichten über Selbstmorde aufgrund von Mobbing würden endlich der Vergangenheit angehören.

Sören Landmann, Dominic Harion und Christian Thiede

Vorstand des Aktionsbündnis gegen Homophobie e.V.